Die World Series of Poker (WSOP) wurde 1970 im Horseshoe Casino in Las Vegas von Benny Binion ins Leben gerufen. Seine Vision war es, ein einziges Turnier mit den besten Pokerspielern der Welt zu veranstalten, das eine feste Start- und Endzeit hatte. Eine geheime Abstimmung sollte den Gewinner unter sieben Teilnehmern ermitteln.
Seitdem sind mehr als 50 Jahre vergangen, und die heutige WSOP umfasst mehr als hundert Events pro Jahr. Allein das Main Event, das prestigeträchtigste Pokerturnier der Welt, verzeichnet regelmäßig Tausende von Teilnehmern.
Das Main Event 2023 brach alle Rekorde mit 10.043 Spielern und einem unglaublichen Preispool von 93.399.900 US-Dollar!
Die WSOP 2023 ist erst vor Kurzem zu Ende gegangen. Deshalb ist es eine perfekte Gelegenheit, auf fünf der denkwürdigsten Momente der weltweit bekanntesten Turnierserie zu blicken.
1: Die legendären Walk-Ins von Phil Hellmuth
Die Walk-Ins von Phil Hellmuth zum Main Event haben zwar den Verlauf der Pokergeschichte nicht wesentlich verändert, aber sie sind eine liebenswerte WSOP-Tradition, die uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Hellmuth gehört zu den populärsten Pokerspielern aller Zeiten und genießt es, im Rampenlicht zu stehen. Im Laufe der Jahre haben wir ihn in verschiedenen Verkleidungen wie Gladiator, Kaiser, Boxer und als Rennfahrer gesehen.
Einmal hatte er sogar vor, sich hinter das Steuer eines Rennwagens zu setzen. Aber er verunglückte beim Training und humpelte stattdessen zu seinem Platz im Main Event!
Phil Hellmuth setzt gerne auf spektakuläre Auftritte, oft begleitet von einer Gruppe attraktiver Damen. Diese Showeinlagen mögen auf den ersten Blick narzisstisch erscheinen, doch sie sind vor allem eines: unterhaltsam.
Viele Amateure nehmen am Main Event teil, um gegen ihre Pokeridole anzutreten. Die Walk-Ins von Hellmuth tragen mit großer Wahrscheinlichkeit dazu bei, das Main Event aufregender und einladender zu gestalten. Sie erinnern daran, dass Pokerlegenden greifbar und nahbar sind, was wiederum Amateure ermutigt teilzunehmen und die Attraktivität des Spielerfelds steigert.
2: Der denkwürdigste Suckout der WSOP-Geschichte?
Kaum jemand würde bestreiten, dass der Sieg von Chris Moneymaker im Main Event 2003 eine der bedeutendsten Entwicklungen in der modernen Pokergeschichte war. Sein Erfolg löste den Pokerboom aus und veränderte die gesamte Dynamik des Spiels.
Plötzlich hatte Poker in den Augen vieler das Potenzial, Leben auf den Kopf zu stellen, und die Popularität des Spiels stieg exponentiell.
Es ist leicht, die Auswirkungen des Moneymaker-Effekts für selbstverständlich zu halten, und doch wäre es fast gar nicht dazu gekommen.
Als nur noch zehn Spieler im Turnier waren, blickte Moneymaker auf AQo und machte einen Open-Raise auf 60.000.
- Phil Ivey (mit 99) callte.
- Jason Lester (mit TT) callte ebenfalls.
Nach einer Cbet in Höhe von 70.000 auf den Flop (QhQs6s) fand sich Moneymaker im Heads-Up gegen Ivey wieder.
Unglücklicherweise war der Turn die 9, was Ivey ein Full House einbrachte und Moneymaker mit nur 17 % Equity zurückließ.
Die Chips gingen schnell in die Mitte, und zum Glück für den Pokersport fand Moneymaker am River ein Ass, mit dem er sich den Pot schnappte.
Der Rest ist Geschichte ...
Doch wie sähe die Pokerwelt aus, wenn Ivey gewonnen hätte?
Der Suckout selbst war nicht besonders ungewöhnlich. Aber der Kontext und der Anlass machen ihn zu einem der bedeutendsten Momente in der Geschichte des Pokers.
Es war gleich in doppelter Hinsicht eine geschichtsträchtige Hand: Moneymaker hatte nicht nur einen riesigen Pot gewonnen, sondern auch einen Spieler geschlagen, der weithin als der beste der Welt galt.
Gus Hansen brachte es einst humorvoll auf den Punkt: "Ihr oberstes Ziel beim Poker sollte darin bestehen, Ihr Geld so lange wie möglich von Phil Ivey fernzuhalten."
Die Hand war monumental. Obwohl Moneymaker zweifellos gut gespielt hat (für 2003), ist es schwer vorstellbar, wie er Ivey hätte besiegen können, ohne auszuscheiden.
Man kann gar nicht oft genug betonen, wie unglaublich wichtig diese River-Karte für Moneymaker und die gesamte Pokerbranche war.
Auch für Ivey war es keine gewöhnliche Hand. Er schien den Rückschlag in gewohnt stoischer Manier zu verkraften, aber er beschrieb kürzlich in einem Interview mit Barry Greenstein, wie "der Wind aus ihm herausgeschlagen wurde".
Er verriet außerdem, dass er zu diesem Zeitpunkt "nicht wirklich viel Geld" hatte. Aber er räumte ebenfalls ein, dass es "für die Pokerwelt besser war, dass Chris gewonnen hat".
Zum Glück erholte sich Ivey von diesem Nackenschlag und gehört bis heute zu den besten Spielern, die jemals an einem Pokertisch Platz genommen haben.
Lustiger Fakt!
Viele Leute wissen nicht, dass der wahre Name hinter dem Poker-Phänomen "Moneymaker" Chris Smith lautet. Ähnlich wie die Figur McLovin im Film Superbad, schlüpfte Smith in die Identität von Moneymaker, nachdem er einen gefälschten Ausweis präsentierte, den er benutzte, um damit zu trinken.
Der Name "Chris Moneymaker" zierte den Ausweis, und laut eigener Aussage spielte der übertragenden Sender ESPN einfach mit.
3: John Hesp
Wir haben die monumentale Bedeutung von Moneymakers Main Event-Sieg bereits erwähnt. Viele von Ihnen wissen vielleicht nicht, dass wir 2017 beinahe eine ähnliche Geschichte erlebt hätten.
Mehr als ein Jahrzehnt nach dem "Pokerboom" war das Spiel 2017 weiterhin populär, doch die Spielerzahlen waren leicht rückläufig. Die Szenerie hatte sich ebenfalls stark gewandelt.
- Coaching-Seiten bieten solide Strategie-Inhalte an.
- Poker-Livestreams werden auf Plattformen wie Twitch und YouTube immer beliebter.
- Die strategischen Aspekte des Spiels werden einer immer größeren Spielerzahl zugänglich gemacht.
Das Ergebnis war, dass der durchschnittliche Spieler besser war als jemals zuvor, was die Spiele deutlich anspruchsvoller gestaltete.
Im Jahr 2017 waren die Fähigkeiten des Durchschnittsspielers deutlich über dem Niveau von vor zehn Jahren. Einige glaubten sogar, dass viele Amateure besser spielten als die Profis, die in den Jahrzehnten zuvor von sich Reden machten. Selbst die Micro-Stakes wurden zu einem immer härteren Pflaster.
Einige Stimmen begannen zu behaupten, dass Poker sein Ende gefunden habe.
Doch diese Annahme erwies sich als falsch.
Im Jahr 2017 eroberte ein Spieler namens John Hesp die WSOP im Sturm. Er schaltete einen Profi nach dem anderen auf seinem Weg zum Final Table des Main Events aus.
Hesp war ein reiner Amateur, der ein Wohnwagengeschäft in Großbritannien betrieb. In Interviews erklärte er immer wieder, dass er sich einfach nur seinen Traum erfüllen wollte, beim Main Event teilzunehmen.
Und er gab zu, dass er nicht glaubte, dass er eine Chance auf den Sieg hätte.
Wahrscheinlich hatte er recht! Hesp war sicherlich kein Dummkopf, dennoch spielte er nicht annähernd nach heutigen GTO-Maßstäben. Er offenbarte seine Hände, spielt in einigen Pots, die er hätte meiden sollen, und seine Spielweise war alles andere als konventionell.
Kurz gesagt, Hesp spielte Poker wie ein Amateur, was nicht verwunderlich war, da er noch nie in seinem Leben ein Strategiebuch gelesen hatte. Nicht, dass das wichtig gewesen wäre. Genau wie König Midas verwandelte sich alles, was er anfasste, in Gold.
Er sicherte sich einen Pot nach dem anderen auf seinem Weg zum Chiplead am Final Table.
In gewisser Weise erinnerte Hesps Lauf an den von Jamie Gold im Jahr 2006: Beide Spieler agierten spontan und dennoch auf bemerkenswert effektive Weise. Aber es gab einige entscheidende Unterschiede zwischen den beiden.
Zuallererst blieb Hesp das Glück nicht bis zum Ende hold, und er konnte das Event nicht so dominieren, wie Gold es ein Jahrzehnt zuvor getan hatte. Aber es gab auch einen großen Unterschied in der Art und Weise, wie sich die beiden am Tisch verhielten.
Gold schien sich in seinem Ruhm sonnen zu wollen, während Hesp keine derartigen Anzeichen zeigte. Er trug seinen Amateurstatus wie eine Rüstung und gab sich nicht für etwas aus, das er nicht war.
Er war erfrischend ehrlich und seine lebendige, positive Persönlichkeit hauchten jedem Tisch Leben ein.
Alles an ihm, von seinem Charakter bis zu seinen grellbunten Outfits, war liebenswert authentisch. Dieses Image kam bei seinen Gegnern und Fans gleichermaßen gut an.
Es war klar, dass es Hesp nicht um Ruhm und Ehre ging. Das macht ihn weitaus sympathischer als beispielsweise Jamie Gold.
Am Finale Table schien alles perfekt für ihn zu laufen. Er hatte einen überwältigenden Chiplead und konnte den anderen Spielern seinen Stil aufdrücken.
Hesp hatte alles:
- Die Chips, die richtigen Outfits und die passende Ausstrahlung.
- Die Bühne war bereitet für den Poker-Boom 2.0!
Oder zumindest wäre es so gewesen, wenn jemand daran gedacht hätte, es dem Dealer zu sagen!
Doch leider geriet Hesp in eine unglückliche Konstellation mit dem Zweitplatzierten Scott Blumstein, die in der Pokersprache als "Cooler" bekannt ist. Er verlor einen enormen Pot, der rund 45 % der gesamten Chips im Spiel ausmachte.
Von diesem Rückschlag konnte er sich nicht mehr erholen und schied schließlich auf dem vierten Platz aus.
Die Geschichte hätte auch eine andere Wendung nehmen können, doch Hesps Auftritt beim Main Event erinnerte viele daran, was Poker so schön und einzigartig macht.
Es war unterhaltsam und mitreißend, und der Scheck über 2,6 Millionen US-Dollar bewies, dass der Pokertraum nach wie vor existent ist.
4: Upeshka De Silva
Die Auswirkungen von Lockdowns, Impfungen und anderen umfassenden Maßnahmen waren im Jahr 2020 deutlich spürbar und hatten erhebliche Folgen für die World Series of Poker (WSOP). Globale Reiseverbote machten das Reisen riskant und das Aufhalten in überfüllten Räumen zu einer unsicheren Angelegenheit.
Infolgedessen entschied sich die WSOP dafür, die Live-Veranstaltung zugunsten einer Online-Version durchzuführen.
Das neue Format sah ein Main Event vor, das aus zwei Phasen bestand, in denen US-amerikanische und internationale Spieler an Online-Turnieren teilnahmen. Sobald die Spieler den Final Table erreicht hatten, wurde das Event unterbrochen, und die Spieler spielten den Final Table in einer Live-Umgebung aus.
Die Sieger der US- und Nicht-US-Turniere würden dann in Vegas ein Heads-Up-Match antreten, wobei der Gewinner den begehrten Titel des "Weltmeisters" und einen zusätzlichen Preis von einer Million US-Dollar erhalten würde.
Erwartungsgemäß führte die Änderung des Formats zu einem spürbaren Rückgang der Teilnehmerzahlen. Das Main Event zog insgesamt weniger als 1.500 Spieler an.
Die WSOP, die als Höhepunkt jeden Pokerjahres gilt, stand somit vor einer herausfordernden Situation. Diese Entwicklung traf jedoch einen Spieler besonders hart – Upeshka De Silva.
Nachdem er bei dem Online-Turnier eine starke Leistung zeigte, sicherte sich De Silva als Achter seinen Platz am Finale Table. Leider infizierte er sich wenige Stunden vor Beginn des Final Tables mit dem Virus.
In den sozialen Medien, insbesondere auf Twitter, entstand eine Kontroverse. Zahlreiche Spieler diskutierten darüber, wie die WSOP mit dieser heiklen Situation umgehen sollte. Wie üblich brachte Joey Ingram einige vernünftige Vorschläge ins Gespräch. Doch die WSOP hatte bereits vor Beginn des Turniers klare Regeln festgelegt.
Infolgedessen wurde De Silva disqualifiziert und erhielt das Preisgeld für den neunten Platz. Eine schmerzliche Entscheidung für ihn.
5: Bad Beat
Bei nur noch 15 verbliebenen Spielern im Main Event 2010 kam es zu folgender Hand zwischen Affleck und dem späteren Champion Jonathan Duhamel.
- Affleck hatte sich eine gute Ausgangslage erspielt.
- Er hatte jede Menge Chips.
- Und Duhamel, der einzige Spieler, der mehr Chips als er hatte, saß rechts von ihm.
Die entscheidende Hand nahm ihren Lauf, als Affleck am Button Asse ausgeteilt bekam.
- Er macht eine 3bet gegen Duhamel, woraufhin dieser eine kleine 4bet folgen ließ.
- Affleck entschied sich dafür, zu callen und den Flop in Position zu spielen.
Nach einem Check-Call auf dem Flop sah sich Duhamel mit einer All-in-Wette auf einem Board mit Td9c7hQd konfrontiert. Nach einiger Überlegung callte er mit Buben. Affleck war zu 80 % Favorit auf einen überwältigenden Chiplead.
Doch der River brachte die 8d und führte dazu, dass Affleck aus dem Turnier ausschied, während sich Duhamel mit einem riesigen Vorsprung an die Spitze des Feldes setzte. Der Umstand, dass ausgerechnet die 8 auf dem River kam, erwies sich für Affleck als besonders bitter.
Später offenbarte er in einem Interview, dass er aufgrund des Verlusts seiner Brille Schwierigkeiten hatte, zwischen Achten und Sechsen zu unterscheiden.
Die Parallelen zwischen diesem Ereignis und dem berühmten AQ-Beat von Moneymaker gegen Ivey im Jahr 2003 sind offenkundig, zumal Duhamel das Turnier letztlich für ein sagenhaftes Preisgeld von acht Millionen US-Dollar gewann.
Sein Gesichtsausdruck verriet alles: In Bruchteilen einer Sekunde spiegelten sich Entsetzen, Unglauben und Schock auf seinem Gesicht wider, während er es nicht fassen konnte.
Ein Ausdruck, den jeder Pokerspieler nur zu gut kennt und der das Gefühl verkörpert, das wir alle nach einem schmerzhaften Bad Beat mindestens schon einmal erfahren haben.
Obwohl das Publikum herzlich applaudierte, blieb Affleck fast regungslos. Er stand schockiert da, seine Lippen zitternd, während er sich bemühte, seine Tränen zurückzuhalten. Ein weiterer Applaus von mitfühlenden Zuschauern holte ihn zurück in die Realität.
Die Darstellung solch roher Emotionen ließ niemanden kalt. Es war das zweite Mal in nur zwei Jahren, dass er im Main Event schmerzhaft scheiterte, und doch hatte er nichts falsch gemacht.
- Afflecks emotionale Aufrichtigkeit ist eine wichtige Erinnerung daran, was die WSOP für die Menschen bedeutet.
- Es ist ein Beispiel dafür, wie grausam das Spiel sein kann.
Wenn Sie es zur WSOP schaffen sollten, hoffen wir, dass Ihre Erfahrungen am Tisch positiver verlaufen mögen.